Wie man mit PowerPoint Millionen gewinnt

Buchkritik:

„Erzählen statt aufzählen“ von Cliff Atkinson –  

Viele haben schon darüber gestöhnt, haben sich geärgert oder es gar verflucht: Das Präsentationsprogramm PowerPoint. Grund dafür ist manchmal der tägliche Kleinkrieg mit der Software, wenn es darum geht, Präsentationen zu erstellen. Viel öfter nervt aber das Rezipieren von lieblosen, undidaktischen, langweiligen, unleserlichen, zu detaillierten und schlecht konzipierten Slideshows. Der Frust manifestiert sich auch in Büchern wie „Tod durch PowerPoint“ – dort werden langweilige Präsentationen als tragender Teil des zermürbenden Büroalltags beschrieben. Doch bei all dem Gejammer muss man auch feststellen: PowerPoint ist nicht nur das gängigste Medium für die moderne Geschäftskommunikation, es bietet auch viele Möglichkeiten für inspirierende und packende Auftritte. Der amerikanische Buchautor Cliff Atkinson berichtet von einem solchen Vortrag: Ein Anwalt überzeugt die Geschworenen-Jury in einem amerikanischen Gerichtssaal durch eine raffinierte PowerPoint-Präsentation und holt für seine Mandantin eine millionenschwere Schadensersatz-Summe heraus. Wie er das gemacht hat?

In dem er einen von Atkinson entwickelten Prinzips gefolgt ist, das er „Erzählen statt aufzählen“ nennt. Die Voreinstellung der Software begünstigt Folien mit vielen Aufzählungspunkten, doch Atkinson empfiehlt, dies zu ignorieren. Stattdessen sollte man eine packende Erzählung entwickeln und diese durch die Möglichkeiten von PowerPoint richtig zur Geltung bringen. „Beyond Bullett Points“ heißt sein Vorgehen im Amerikanischen Original und in dem gleichnamigen Buch (auf Deutsch: „Erzählen statt aufzählen – Neue Wege zur erfolgreichen PowerPoint-Präsentation“) erläutert er es haarklein.

Auf die Planung kommt es dabei an: Jede Präsentation soll wie ein Film anhand von Storyboards konzipiert werden. Dabei helfen Features der Software, die im Büroalltag meist wenig genutzt werden – etwa die Notizzettel oder die Referenten-Ansicht, bei der man während der Präsentation auf dem Laptop nicht nur die aktuelle Folie, sondern auch Notizenzettel, die abgelaufene Zeit und bereits die nächsten Charts sehen kann. Viele Hilfsmittel, wie etwa ein Storyboard-Formular, finden sich auf einer dem Buch beigelegten CD-ROM.

Anders als andere Präsentationsbücher – etwa Garr Reynolds „ZEN oder die Kunst der Präsentation“, das hier bereits besprochen wurde – liefert es nicht nur Ideen, sondern konkrete How-to-Do-Ratschläge im Umgang mit der Software. Das macht es zu einem Lern- und Handbuch, wenn man sich darauf einlässt und Atkinsons Vorgehen ausprobieren will. Allerdings darf man sich nicht an den sehr amerikanischen Still und der gebetsmühlenhaften Wiederholung seiner Kernthesen stören. Auch erwecken seine strikten Anweisungen den Eindruck, sein „Erzählen statt Aufzählen“-Ansatz sei wenig flexibel und sehr aufwendig. Das mag den einen oder anderen vielleicht abschrecken.

Doch wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, dann sollte man sich schon ein bisschen Mühe mit seiner Präsentation geben – wie in dem schon erwähnten Schadenersatzverfahren. Da bekam die Klägerin 253 Millionen US-Dollar zugesprochen. Auch für weniger lukrative Präsentationen ist Atkinsons Buch eine gute Hilfe.

Cliff Atkinson: Erzählen statt aufzählen – Neue Wege zur erfolgreichen PowerPoint-Präsentation; 2. Aufl. (inkl. CD-ROM); Microsoft Press Deutschland, Unterschleißheim 2010, 388 Seiten, 29,90 €, ISBN 978-3-86645-814-7

UPDATE 2021:

Eine CD-ROM als Buchbeigabe – das hört sich heute so altmodisch an, war aber damals vor 10 Jahren noch eine gängige Methode, Bücher digital zu erweitern. Das Buch von Atkinson wurde auf Deutsch nicht mehr neu aufgelegt. Die amerikanische Ausgabe wurde immer mal wieder aktualisiert – allerdings ohne CD-ROM.