Nicht jeder Verkaufsschlager ist eine lohnende Lektüre

Seit vielen Jahren schreibe ich Buchkritiken für die Publikationen der IP Deutschland [Update 2021: Heute firmiert man unter den Namen Ad Alliance], dem Werbezeitenvermarkter der RTL-Sendergruppe. Zur Zeit erscheinen jeweils zwei neue jeden Monat im Forschungs-Newsletter IMPACT [Update 2021: zwischendurch hieß der „Fourscreen Trends“, „Research Newsletter“ und wird gerade wieder umbenannt]. In einer der letzten Ausgaben gab es außerdem ein kurzes Interview mit mir.

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Hier kann man es nachlesen.

IP Kontakte: Dirk Engel
Dirk Engel ist seit 2002 Head of Research bei der Universal McCann und für uns „der weise Mann hinter den Buchkritiken“.

Hallo, lieber Herr Engel! Sie schreiben jetzt schon seit fünf Jahren die Buchkritiken unseres impact Newsletters. Wie kommen Sie eigentlich auf die vorgestellten Titel?

Als Mediaforscher in einer Agentur hat man ein breites Interessengebiet – wir beschäftigen uns mit den unterschiedlichsten Medien, Zielgruppe, Branchen, Methoden. Deshalb bin ich auch neugierig auf Neuerscheinungen aus vielen verschiedenen Bereichen. Oft sind es nicht die typischen Management-Bestseller, die meine Aufmerksamkeit wecken. Spannend sind auch viele wissenschaftliche Veröffentlichungen. Hier versuche ich, den Nutzen für Praktiker herauszuarbeiten. Und natürlich muss man auch Bücher aus Amerika lesen – die Bestseller dort werden früher oder später auch bei uns in den Regalen landen. Und da lohnt es sich, sie möglichst frühzeitig kritisch zu prüfen. Denn nicht jeder Verkaufsschlager ist tatsächlich eine lohnende Lektüre.

Neben dem Verfassen von Buchkritiken sind Sie ja vor allem Chef-Forscher bei der UM. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus und welchen Fragestellungen gehen Sie dort nach?

Auch nach 14 Jahren bei UM gibt es keine Routine. Jeden Tag gibt es neue Kunden, neue Medien, neue Forschungsmethoden. Unsere Kunden sind anspruchsvoll und erwarten von uns auch Unterstützung bei Aufgaben jenseits der klassischen Mediaplanung. Deshalb beschäftigen wir uns heute mit einer enormen Bandbreite an Themen: Vom Social Media Monitoring bis hin zu Innovations-Workshops. Langweilig wird es da nicht. Im Augenblick denke ich zum Beispiel nach über die Themen Mobile Commerce, Cloud Computing, Meinungsführer in der Finanzkommunikation, Netzwerkanalyse und der Lebensstil der „digitalen Dandys“.

Das ist ein sehr breites und spannendes Spektrum. Gibt es einen Aufgabenbereich, der Ihnen besonders viel Spaß macht? Und was möchten Sie darin in Zukunft erreichen?

Meine Interessen spiegeln die Aufgabenstellungen wieder, die meine Kollegen, unsere Kunden und der Markt beschäftigen. Persönlich gibt es einige Felder, in die ich gerne noch mehr eintauchen würde: die Bedeutung des emotionalen Rezeptionserlebens auf die Werbewirkung, die Kommunikationswege in sozialen Netzwerken (online und offline) und die Rolle der Medien in der flüchtigen Moderne. Hier möchte ich bald in sich schlüssige Modelle entwickeln, die mir helfen, auch die zukünftige Medienentwicklung zu verstehen.

Jetzt wissen wir schon einiges über Ihre beruflichen Seiten. Welches andere Medienangebot – neben TV – ist auch ein absolutes „Muss“ für Sie?

Ich habe einige Zeitschriften abonniert, auf die ich nicht verzichten möchte – „Gehirn & Geist“ (ein Magazin über Psychologie), „Novo Argumente“ (eine kleine, aber sehr engagierte Debatten-Zeitschrift), „Mojo“ (die beste Musikzeitschrift aus England) und natürlich die „Titanic“.

Verraten Sie uns noch Ihre Hobbys?

Wie es typisch für die flüchtige Moderne ist, verschwimmen bei mir Hobbys und Job. In meiner Freizeit lehre ich mit viel Spaß an verschiedenen Bildungseinrichtungen – etwa der Universität Mainz oder der Akademie für Marketing-Kommunikation in Frankfurt. Und dann bin ich noch Mitglied in einem Debattier-Club, der auch öffentliche Wettbewerbe ausrichtet.

Und welchen Traum möchten Sie sich noch unbedingt erfüllen?

Träume kann man sich nicht selbst erfüllen, sonst wären es ja Pläne… Natürlich habe ich viele Pläne, die noch auf die Ausführung warten. Bei Träumen bin ich mittlerweile recht misstrauisch, seit ich den Film „Inception“ gesehen habe – vielleicht sind wir ja auch nur Statisten im Traum von jemand anderen?!

Vielen Dank für das Gespräch – wir freuen uns schon jetzt auf viele weitere, anregende Buchkritiken!