Nicht-Kommunikation

Buchkritik:

„Kommunikationsmarketing“ von Luigi Carlo De Micco – 

Man kann nicht nicht-kommunizieren, auch wenn man Nichts zu kommunizieren hat. Luigi Carlo De Micco lächelt auf dem Einband seines Buches „Kommunikationsmarketing“ lässig und entspannt, die Lederjacke über der Schulter – als ob das Foto nicht im Fotostudio arrangiert (was man unschwer am blauen Hintergrund erkennen kann), sondern spontan auf der Straße geknipst wurde.


Der abgelichtete sieht so gezwungen ungezwungen aus, als habe ihn der Fotograf den Befehl „Sei spontan“ gegeben. Warum ich das alles erzähle? Nun, dieses Bild veranschaulicht eine Grundthese des Buches: Niemand kann auf Befehl spontan sein, eine solche paradoxe Aufforderung bringt den Adressaten in Schwierigkeiten. Die Folge: Das Foto des Autors wirkt unglaubwürdig, da er seine eigenen Grundsätze nicht beachtet.

De Micco bezieht sich bei seinem Buch auf die Arbeiten von des Familientherapeuten und Buchautors Paul Watzlawick über Kommunikationsstörungen und Interaktionen in Beziehungen. Die Hälfte des Buches werden dessen Grundthesen wie „Man kann nicht nicht-kommunizieren“ nacherzählt. Der Autor klebt aber so nah am Original, das man die Bücher Watzlawicks lieber gleich zur Hand nehmen sollte. Seine Übertragung von dessen Ideen auf Marketing und Werbung wirkt unbeholfen und wenig plausibel, seine Beispiele sind saft- und kraftlos, er hat selbst wenig oder Nichts zu sagen.

Dabei könnte man von Watzlawick durchaus eine Menge lernen. Deshalb: Lassen sie das Buch De Miccos lieber im Regal der Buchhandlung liegen. Für das gleiche Geld bekommen sie gleich zwei Taschenbücher von Watzlawick, zum Beispiel „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ und „Menschliche Kommunikation“.

Luigi Carlo De Micco: „Kommunikationsmarketing – Der Weg zum mündigen Kunden“; Econ, München 2000, ISBN 3-43-18569-6