Salamander lebe hoch!

Buchkritik:

„Lexikon der Werbesprüche“ und „Lurchi, Klementine & Co.“ –

Was waren das noch Zeiten, als das eherne Gesetz der Werbung „Reim Dich oder ich freß’ Dich“ lautete! „Bier ist mehr wert, es hat Nährwert.“ Man beachte aber auch: „Vor dem Bier und nach dem Essen, Bommerlunder nicht vergessen.“ Apropos Sprit: „Wir tanken Shell und weichen schnell.“ Auch nicht schlecht: „Ein frisches Hemd gibt Wohlbehagen, nicht nur an Sonn- und Feiertagen.“ Und nicht vergessen darf man die Wahlkampfwerbung, etwa: „Preise senken – Freude schenken.“ Oh, wer da nicht mit senken möchte..?


Diese kleine Auslese und viele andere bekannte und fast vergessene Sprachperlen bringt Wolfgang Hars in seinem „Lexikon der Werbesprüche“ wieder unters Volk. Dazu liefert er allerlei interessante und amüsante Geschichten rund um die bekanntesten Sprüche und Kampagnen des vergangenen Jahrhunderts. Man lernt auch einige ihrer nicht minder originellen Erfinder kennen (etwa Charles Wilp oder den Trickfilmpapst Hans Fischerkoesen), allerdings eher beiläufig und manchmal unter unvermuteten Stichworten.

Aber das ist wohl dem Konzept dieser Art von Lexikon geschuldet, in das ein Frankfurter Verlag seit einigen Jahren alle Themen zwängt, die irgendwie auch nur entfernt dafür tauglich sind. Solche Lexika mit gut verdaulichen Texthäppchen verkaufen sich bestens an aufmerksamkeitsschwache Leser (wenn das nicht auch ein populärer Irrtum ist?).

Und weil’s so schön war, gibt es auch gleich den Nachschlag zum Nachschlagen: „Lurchi, Klementine & Co.“ liefert weitere unterhaltsame Fakten aus seligen Reklamezeiten, geschrieben vom selben Autor und sortiert nach den wahren Helden der Werbung – den Figuren, die auf Logos, Anzeigen, Plakaten und in Film und Fernsehen agieren. Einige von Ihnen haben eine lange und wechselvolle Geschichte, etwa der Bärenmarke Bär oder der Erdalfrosch (der einst sogar seine Farbe von grün in rot wechseln musste).

Manche Geschichten sind geradezu dramatisch: Etwa das Schicksal der verschiedenen Darsteller der Milka-Kuh, deren Besitzer mitunter keine Skrupel hatten, den Fernsehliebling durch den Fleischwolf zu drehen, wenn da nicht…aber den Ausgang dieser Anekdote sollten sie lieber selbst lesen. So witzig und kurzweilig diese Bücher auch sind, sie haben ein Problem: Wer beide Bände ließt, kommt um das eine oder andere Dejavu-Erlebnis nicht herum, viele Geschichtchen sind in beiden Bänden vertreten. Aber eine höhere Kontaktdosis fördert ja bekanntlich das Behalten. Schade, dass die recht wenigen Abbildungen klein, schwarzweiß und zumeist recht unscharf sind. Hier möchte man den Verlagen jenen Werbespruch zu rufen, der auch in der Überschrift zu dieser Besprechung zitiert wird.

Wolfgang Hars: „Lexikon der Werbesprüche – 500 bekannte deutsche Werbeslogans und ihre Geschichte“, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1999, 406 Seiten, ISBN 3-821-81450-0

Wolfgang Hars: „Lurchi, Klementine & Co. – Unsere Reklamehelden und ihre Geschichten“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2001, 294 Seiten, ISBN 3-596-15074-4

Hinweis: Die Überschrift ist dem Buch „Lexikon der Werbesprüche“ von Wolfgang Hars entnommen.