Fleischwurst statt Oscar

Buchkritik:

„Storytelling in der Unternehmenskommunikation“ von AMOS –  

Im gewissen Sinne ist unser aller Job das Geschichtenerzählen. Die einen denken sich Geschichten für Fernsehserien oder Nachrichtenbeiträge aus, die anderen Geschichten über ihre Marken und Produkte. Glaubt man den Titeln von Ratgeber-Büchern und Seminar-Angeboten, so ist die Schlüsselkompetenz für das 21. Jahrhundert dieselbe wie vor 20.000 Jahren, als unsere Vorfahren am Lagerfeuer zusammensaßen: das Erzählen von spannenden und lehrreichen Geschichten – oder wie man heute im Deutschen sagt: Storytelling.

Die Fachliteratur zum Thema wächst ständig an, das Spektrum der Autoren reicht von Märchenforschern bis Management-Beratern, von Oscar-gekrönten Hollywood-Drehbuchautoren bis zu Internet-Gurus. Ein schlankes Bändchen ist jetzt hinzugekommen: „Storytelling in der Unternehmenskommunikation“, geschrieben von Alexander Maximilian Otto Serrano – ein Name, der schon eine Geschichte für sich selbst zu sein scheint, weshalb der Autor auch die Abkürzung AMOS bevorzugt.

Jedes Buch über Storytelling muss sich erst einmal die Frage erlauben, wie gut die eigene Geschichte ist. Der Band, den AMOS vorgelegt hat, erzählt eine eher einfache, bodenständige Story: die einer kleinen mittelständischen Wurstfabrik (das ist das Praxis-Beispiel, welches sich durch das ganze Buch zieht), die im Zeitalter des Social Web ihre PR- und Marketing-Kommunikation auf die Prinzipien des Storytelling ausrichtet, um dadurch mit ihren Konsumenten ins Gespräch zu kommen und mit der eigenen Fleischwurst im Gespräch zu bleiben.

Das Schöne an diesem Buch ist die unaufgeregte Art und Weise, wie es seine Lektionen an die Leser bringt: klare Sprache, einfache Beispiele, kurze Handlungsempfehlungen. Das Brimborium, das andere Autoren rund ums Storytelling aufbauen, findet sich hier nicht. Die Theorie wird auf ein Minimum reduziert. Das macht aus dem Buch keine intellektuelle Lektüre, sondern tatsächlich einen einführenden Praxisleitfaden, der zum Nachdenken anregt und erste Schritte vorschlägt. Nicht mehr und nicht weniger.

Der Autor könnte dabei reichlich schöpfen aus seiner Erfahrung mit zahlreichen spannenden und hochkreativen Projekten, die er mit seinen Agenturen in den letzten Jahren für große Marken, Buchverlage und Kulturinstitutionen verwirklicht hat. Seltsamerweise vermeidet er das aber, so als wollte er seine Kleinunternehmen-Story nicht stören und die Leser aus dem mittelständischen Unternehmer-Milieu nicht abschrecken.

So wird weniger der Glanz des Storytelling sondern das basale Handwerkszeug vorgeführt. Keine Oscar-verdächtige Story, aber sicherlich eine gute, von der man etwas lernen kann.

Alexander Maximilian Otto Serano (AMOS): Storytelling in der Unternehmenskommunikation; Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin 2012, 104 Seiten, 13,20 €, ISBN 978-3-06-151011-4

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