Haben Programmplaner einen Plan?

Buchkritik:

„Programmplanung“ von Dennis Eick –  

Wissen Sie eigentlich, liebe Leser, was „Stripping“ ist? Nein, nicht das, was Sie jetzt denken… Oder „Stunting“? Nie gehört? Dann kennen Sie sicherlich auch nicht Begriffe wie „Blunting“ oder „Stacking“. Oder „Least Objectionable Programmings“, kurz LOP? Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ihnen diese Begriffe doch geläufig sind, kann es nur eine Erklärung geben: Sie arbeiten bei einem TV-Sender in der Programmplanung. Denn diese Fachbegriffe, die natürlich im Wunderland des Fernsehens – den USA – geprägt wurden, beschreiben bestimmte Muster, nach denen die TV-Veranstalter ihre Programme auf die Sendezeit verteilen.


Für alle anderen Menschen ist dieser Fachjargon wohl ein Buch mit sieben Siegeln, lediglich der Begriff „Audience Flow“ wird heute auch bei Mediaplanern und TV-Kritikern gerne mal im Munde geführt. Wer aber diese Begriffe und das, was dahinter steht, kennen lernen will (sei es um einen Job in der Programmplanung anzustreben oder nur um bei der nächsten Mediapräsentation ein paar Angeber-Vokabeln locker in die Runde zu werfen), dem steht jetzt eine entsprechende Lektüre zur Verfügung. Der Band „Programmplanung“ von Dennis Eick zählt akribisch die unterschiedlichen Möglichkeiten auf, wie man eine Sendung im Programmschema platziert bzw. überhaupt ein Programmschema erstellt.

Dabei lernt der Leser eine Menge über die Arbeit der Programmplaner, untermauert mit einer Vielzahl von konkreten Beispielen. Das ist durchaus interessant, auch wenn einige Kapitel – etwa über die Medienentwicklung oder die AGF/GfK-Zuschauerforschung – dem Mediaexperten keine Neuigkeiten liefern. Umso aufschlussreicher ist die detailreiche Darstellung der Programmplanungsprinzipien.

Der Untertitel des Buches lädt jedoch zu Missverständnissen ein: „Strategien deutscher TV-Sender“ meint nicht, wie sich die Wettbewerber gegeneinander behaupten, sondern die allgemeinen Prinzipien, nach denen Sendungen im Ablaufschema platziert werden. Eine systematische Analyse der Programme von RTL oder ProSieben findet sich in dem Buch nicht. Dafür die Erklärungen, was „Blunting“ und „Stunting“ ist – und wo findet man so etwas schon? Jedenfalls nicht in dieser Buchbesprechung, da müssen Sie sich schon an die Lektüre des Originals machen…

Dennis Eick: „Programmplanung – Die Strategien deutscher TV-Sender“, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2007, 172 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-89669-676-2