„Wäsche, Waschen, Wohlergehen“

Buchkritik:

„Menschen und Marken – 125 Jahre Henkel 1876 – 2001“ – 

Eine Unternehmensfestschrift zum Firmenjubiläum ist nicht unbedingt die Art von Buch, von dem man an dieser Stelle eine Besprechung erwartet. Doch hier geht es nicht um irgendeine Firma, sondern um eines der prägenden Unternehmen der deutschen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Henkel hat nicht nur den Alltag der Deutschen in 125 Jahren sprichwörtlich sauberer gemacht, viele Innovationen in der modernen Markenführung wurden in diesem Unternehmen entwickelt.

Deshalb lohnt es sich schon einen Blick in die detailreiche Darstellung der Firmengeschichte zu werfen, die letztens unter dem Titel „Menschen und Marken – 125 Jahre Henkel“ erschienen ist. Viele Kapitel des Buches schildern die Unternehmensgeschichte und sind für Außenstehende meist weniger interessant. Doch die Teile, die sich mit Marken und Werbung beschäftigen, bieten eine Fülle von Informationen und kleinen Details. Lesenswert für jene, die sich für die Geschichte der Marketingkommunikation interessieren – und etwas Geschichtsbewusstsein schadet niemanden.

Denn vieles, was heute als der neuste Schrei in Marketing und Media bejubelt wird, hat es auch schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gegeben. Lange bevor Internet-Gurus von der „Community“ predigten, gab es bei Henkel die „Schule der Weißheit“, in dem Hausfrauen das richtige Waschen lernen konnten. Und wie würde man heute den Job nennen, den die 700 Wanderlehrerinnen (auch „Werbedamen“ genannt) in den 20er Jahren verrichteten, als sie von Tür zu Tür gingen und Henkelprodukte vorführten? Wahrscheinlich Dialog- oder Relationship-Marketing.

Und wer drehte die erste deutsche Soap Opera? Henkel produzierte jedenfalls schon in den 30er Jahren ganze Spielfilme, wie etwa die Komödie „Wäsche, Waschen, Wohlergehen“ mit UFA-Star Ida Wüst. Wem das alles zu altmodisch, spießig und verstaubt anmutet, der sollte mal abwarten, wie spätere Generationen über unseren heutige Werbejargon lachen werden. Ein Blick zurück kann schon erhellend sein, und die Henkel-Festschrift ermöglicht uns diese nostalgische Rückschau.

Wilfried Feldenkirchen / Susanne Hilger: „Menschen und Marken – 125 Jahre Henkel 1876 – 2001“, 496 Seiten