Fernsehen bleibt Fernsehen

Buchkritik:

„TV’s not Dead“ von David Brennan –

Medienzukunft wird meist mit der Internet-Entwicklung gleichgesetzt. Welche Rolle hat da das Fernsehen? Tatsächlich kommt TV in den meisten Büchern und Beiträgen zur Zukunft kaum noch vor. Man muss schon etwas suchen, um ein Werk zu finden, dass sich explizit mit dem einstigen Leitmedium beschäftigt. Finden wird man dann „TV’s not Dead!“ von David Brennan, in englischer Sprache erschienen.

Er macht aus seinen Sympathien für das Medium keinen Hehl und feiert dessen derzeitigen Zustand: Menschen schauen heute mehr fern, geben mehr Geld für Flachbildschirme, Pay-TV und HDTV aus, lieben Serien, erweitern das TV-Erlebnis mit einem Second-Screen, nutzen Festplatten-Rekorder, Smart-TV und elektronische Programm-Führer um noch mehr aus ihrem Fernseherlebnis herauszuholen. Leider fehlt Brennan die Fantasie, diese Gegenwartsphänomene für die Zukunft weiterzuspinnen.

Sein Bild der Zukunft entspricht der derzeitigen Realität der „Early Adopters“. Deren souveränen Umgang mit allen Facetten des vernetzten Super-Mediums Digital-TV sieht Brennan auch bald im Mainstream der Gesellschaft als vorherrschend an. Fernsehen wird sozialer, individueller, eindrucksvoller und unabhängiger von Zeit und Raum. Nach Brennans Meinung hat die Werbung in dieser schönen neuen Fernsehwelt einen guten Platz. Neben den guten, alten TV-Spot sieht er Chancen hauptsächlich in der Vernetzung von Smart-TV und E-Commerce oder im Branded Entertainment.

Trotz einer interessanten Perspektive scheint dieses Buch uns eher die Gegenwart als die Zukunft zu zeigen. Ein bisschen mehr Mut zum Gedankenspiel wäre wünschenswert: Vielleicht haben wir in ein paar Jahrzehnten synästhetisches Fernsehen, das alle Sinne anspricht und unsere Wahrnehmung erweitert? Oder die Grenzen zwischen Körper, Technik und der vernetzten Weltgesellschaft ist verschwunden, so das Konzepte wie Internet und Fernsehen uns so veraltet vorkommen wie heute Lochkarten-Rechner oder das Fräulein vom Amt, das Telefongespräche zusammenstöpselte? Wahrscheinlich wird die Zukunft spannender, als wir uns vorstellen können.

David Brennan: TV’s not Dead – How television’s analogue strengths have created a digital supermedium; New Generation Publishing 2013, 260 Seiten, ca. 13,80 €, ISBN 978-1-909593-12-1