Social Media – nicht nur für Teenager

In der Fachzeitschrift MEDIA SPECTRUM ist eine Kolumne von mir erschienen. Sie trägt den Titel „Social Media – nicht nur für Teenager“. Darin vertrete ich die Meinung, dass Social Media auch für B2B-Zielgruppen und Fachmedien wichtig sind. Social Media ist keine kurzlebige Mode-Erscheinung, sondern eine Chance für Fachmedien, näher an ihre Zielgruppe heranzurücken.

Die ungekürzte Fassung des Textes können Sie hier lesen:

Social Media – nicht nur für Teenager

Erschienen in MEDIA SPECTRUM, 5/2010, S. 48

Bei Diskussionen über Facebook, Twitter & Co. kommt oft die Frage auf: Sind Social Media nur eine modische Spielwiese für verliebte Teenager und nicht-ausgelastete Studenten oder handelt es sich um ein bedeutsames Symptom für grundlegenden Wandel? Tatsächlich sind es ja eher die jungen und studentischen Schichten, die soziale Netzwerke und Communities intensiv nutzen.

Wir haben eine Typologie der Social-Media-Nutzer entworfen: Am aktivsten sind die „Digitalen Dandys“ (Internet-Enthusiasten, deren Leben sich im Web abspielt) und die „Kuschel Connectors“ (darunter viele Mädchen, die sich ständig mit Freundinnen austauschen). Sie sind die Avantgarde, aber auch in den weniger aktiven Mainstream zeigt sich der Trend: Der Nutzer selbst wird zum Zentrum des Mediengeschehens – er schafft Inhalte, distribuiert Informationen, macht seine private Kommunikation öffentlich. Da wir immer misstrauischer gegenüber Marketing-Maßnahmen werden, suchen wir Rat von unseresgleichen. Im Bekanntenkreis finden wir leicht Experten für jedes Thema und sind auch selbst Ratgeber beim einen oder anderen. Das verändert unser Bild von Marketing, Journalismus und B2B-Kommunikation hat – auch wenn noch viele Fachzeitschriften glauben, sie seien nicht betroffen.

Die Digitalisierung habe ja bisher nicht das papierlose Büro gebracht, so wird im Printlager geunkt. Tatsächlich: Heute werden mehr Drucksachen hergestellt als je zuvor. Aber das ist kein Beweis für die unumstößliche Vorherrschaft von Print, sondern ein klares Zeichen für die Misere: Je mehr einzelne Titel es gibt, desto geringer ist die durchschnittliche Reichweite pro Titel. Geld und Aufmerksamkeit der Leser ist begrenzt, deshalb führt die wachsende Zahl an Zeitschriften zu einem härteren Konkurrenzkampf. Dazu findet man im Internet noch jede Menge Fachliches bequem und oft kostenfrei.

Auch hier beschwichtigt das Printlager: Viele Infos kämen aus dubiosen Quellen und seien wenig vertrauenswürdig. Die Realität zeigt aber: Es gibt mehr Entscheider, die Empfehlungen und Berichte auch in Communities suchen. Nehmen sie nur das Network XING, Portale wie den „Mittelstands Wiki“ oder die vielen Experten-Foren im IT-Bereich. Beurteilungen, Meinungen, Nachrichten – alles das bekommt man heute aus vielen Quellen. Fachzeitschriften sind nach wie vor wichtige, aber schon lange nicht mehr die einzigen Lieferanten.

Doch die Zukunft bietet noch mehr: Smartphones, mobiles Internet, neue Lesegeräte (iPad, E-Reader) und intelligente, personalisierte Suchagenten, die selbstständig für uns das Relevante aus der digital verfügbaren Info-Flut herausfiltern. Hinzu kommt der ökonomische Rahmen: Eine chaotische Wirtschaft anstatt vorhersehbarer Konjunkturzyklen, die Krise wird zum Dauerphänomen, Innovationszyklen drehen sich schneller. Die Folge: Der Druck auf jeden Berufstätigen wächst, immer auf den neusten Stand sein zu müssen. Das macht Fachwissen unverzichtbar, aber der Zugriff darauf muss mobil, flexibel und schnell sein – Unternehmenserfolg und Karriere hängen davon ab.

Eigentlich riesige Chancen für die Fachpresse, die aber nicht im Verteilen von bedrucktem Papier liegen. Verlage verfügen bereits über exklusive Experten-Communities – nämlich ihre Leser. Nun müssen sie es schaffen, den Dialog zu fördern und das geballte Knowhow der Leserschaft für jeden Einzelnen nutzbar zu machen. Ein Musterbeispiel findet man beim Forum auf CHIP.de – die Anlaufstelle rund um Computer, nicht für Endverbraucher. Übrigens: Unsere Vertrautheit mit Social-Media-Funktionen im Büro wächst mit den positiven Erfahrungen im Privaten. Da können wir bei unseren Söhnen und Töchtern noch einiges lernen.