Trittbrettfahrer des Promi-Phänomens

Buchkritik:

„Stars zwischen Macht und Ohnmacht“ von Burkhard Benecken –

„Ich bin ein Star“ hat es wieder gezeigt – unsere Faszination für Prominente ist nach wie vor ungebrochen. Der Aufstieg der YouTuber und Influencer hat daran nichts geändert, nur das Reservoir an Promis erweitert. Viele wollen sich in den Glanz von Celebrities sonnen, selbst wenn deren Bekanntheit eher unter „ferner liefen“ rangiert. Die Frage, wie uns das alles beeinflusst ist deshalb durchaus spannend: Warum kapern die Stars und Sternchen unsere Aufmerksamkeit?

Ein kleines Buch verspricht uns intime Einsichten: „Stars zwischen Macht und Ohnmacht – Wie das Promi-Phänomen uns alle beeinflusst“ heißt das Werk, Autor ist der Rechtsanwalt Burkhard Benecken, den der Verlag im Klappentext als „Promi-Anwalt“ tituliert. Er berichtet von Promis verschiedener Gewichtsklassen (zumindest dem Rezensenten waren allerdings nicht alle bekannt), ihre Probleme und Herausforderungen im Alltag, ihre Einsamkeit hinter der Fassade, der Zwang schön zu sein, wie andere versuchen, sich mit ihrer Hilfe zu bereichern oder sich mit ihnen zu identifizieren, um das eigene langweilige Leben aufzupeppen. Die Geschichten sind erzählerisch aufbereitet, am Ende jedes Kapitels gibt es eine kleine Analyse mit Erkenntnissen aus der Psychologie. Leider ist das ganze Buch aber keine Untersuchung des „Promi-Phänomens“, sondern ein Symptom desselben.

Der Autor hofft, das Thema Prominenz und die präsentierten Figuren färben auf ihn ab. Die Stories sind eher ereignislos, der Schreibstil hört sich nicht nach Juristen, sondern nach bezahltem Texter an, die Analysen changieren zwischen banal und nichtig. Die wenigen Hinweise auf die psychologische Literatur helfen auch nicht, das ganze Thema besser zu verstehen (bestenfalls findet man noch die eine oder andere Lektüreempfehlung).

Wer wirklich einmal über das Star-System nachdenken möchte, dem sei ein ganz anderes Buch empfohlen: Georg Francks „Die Ökonomie der Aufmerksamkeit“ ist nun schon über 20 Jahre alt, doch nach wie vor eine erhellende Lektüre. Intellektuell anspruchsvoll, doch ohne verquasten Fachphilosophen-Jargon (Franck ist von Hause aus Architekt), wird über die Währung Aufmerksamkeit reflektiert. Obwohl zu Zeiten, als das Buch entstand, Big-Brother-Shows, YouTube und Influencer noch nicht existierten, lernt man eine Menge darüber, warum Prominenz uns so erstrebenswert erscheint.

Burkhard Benecken: Stars zwischen Macht und Ohnmacht – Wie das Promi-Phänomen uns alle beeinflusst; Goldegg Verlag, Berlin 2018; 190 Seiten, 22,00 €, ISBN 978-3-99060-070-2

Georg Franck: Ökonomie der Aufmerksamkeit – Ein Versuch; Carl Hanser, München 1998, 256 Seiten, 21,00 €, 978-3446193482